Athen - die dunklen Seiten
Grüße aus Athen - Teil 2
Wir hatten um den Jahreswechsel einen Direktflug nach Athen gebucht und dazu über Airbnb eine Einraumwohnung. Dann ging Germania insolvent. Wir fanden einen Ausweichflug einen Tag eher, mit Umsteigen in Frankfurt. Er dauerte doppelt so lange und war auch doppelt so teuer. Über den PayPal Käuferschutz bekamen wir immererhin das Geld für den ersten Flug zurück. Unsere Reservierung für die Wohnung ließ sich nicht verlängern. Also haben wir für die erste Nacht noch ein anderes Zimmer gebucht.
Das ging alles unkompliziert. Und die Zimmer waren Zentrumsnah und wirklich billig. Die Wohnung war wirklich schön, auch wenn sie ihre Tücken hatte.
Schlimm war aber die Umgebung. Wir kamen in der Nacht an und auf dem ersten Zimmer mussten wir uns an den Pennern vorbei schleichen. Tagsüber war der Platz ein Obstmarkt. Nachts ein Schlafplatz für einige Menschen.
In anderen Städten erkunde ich gern die kleinen Straßen. Dort sieht man interessante Details. Rund um unser 2. Wohnung auf der Agiou Konstantinou lief ich mit Scheuklappen entlang der breiten Straßen. Ich wollte es gar nicht so genau wissen.
Ein Tag gegen Mittag spazierten wir durch Keramikos. Dort wohnten früher die Töpfer. Wie präsent doch das Griechische in unserer Sprache ist. Dort gibt es eine Ausgrabungsstätte. Da wollten wir hin. Gleichzeitig war der örtliche Drogendealer unterwegs. Dem einen Penner, der schon nicht mehr so gut aussah, half er beim portionieren. Ein paar Häuser weiter suchte ein anderer für sein Frühstück die passende Vene an der Wade.
Es hat für meine Stimmung nicht geholfen, das wenige Meter später auf einem Platz ein Café die Tische und Stühle auf den Platz stellte und alles nach heiler Welt aussah.
Athen ist eine große Stadt und Griechenland hat in den letzten hundert Jahren einige Turbulenzen erlebt. Es gab Flüchtlingswellen von vertriebenen Griechen, die das Stadtviertel unserer Wohnung schnell und einfach aufgebaut haben. In den letzten Jahren gibt es eine Abwanderung in Vororte. Verübeln kann ich es niemandem. Damit bleiben in diesem Teil der Stadt nur noch die, die für sich sowieso keine Perspektive mehr sehen.
In anderen Vierteln war es anders. Wir haben auch durchaus schöne Ecken gesehen. Ein Arbeitskollege von mir war auch dieses Jahr in Griechenland. Ihm war so etwas gar nicht begegnet. In Summe war es eben ambivalent.
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