Sanierung auf griechisch
Grüße aus Athen - Teil 3
Unsere Ferienwohnung war schön. So groß wie meine erste Wohnung und mit einem schlimmen Ausblick, aber drinnen sehr geschmackvoll eingerichtet. Es gab alles was wir brauchten. Es gab da aber Details.
Bei der Renovierung der Wohnung musste mit örtlichen Gegebenheiten umgegangen werden. Da war dieses kleine Fenster neben der Eingangstür. Es ist mir erst am 2. Tag aufgefallen, als ich in dem Schrank nach einem Teller suchte. In der Rückwand des Schranks gab es ein Fenster, inklusive Klinke. Aber die obere Hälfte des Fensters war doch im Schrank. Die untere Hälfte erleuchtete die Arbeitsfläche. Durch den zugegebenermaßen notwendigen Schrank ließ sich dieses Fenster aber nicht mehr öffnen. Wozu dann die Klinke.
Im Bad gab es 2 Lampen mit insgesamt 5 Glühbirnen. Davon brannte insgesamt 1. Über dem Waschbecken hingen noch Kabel aus der Wand, schön auseinander gebogen und mit durchsichtigem Klebeband umwickelt.
In Griechenland ist es üblich das Toilettenpapier nicht ins Klo sondern gefaltet in einen Eimer daneben zu legen. Sehr appetitlich. Für den Grund habe ich mehrere Thesen gelesen. Entweder sind die Rohre im Haus und der Kanalisation zu dünn und Papier kann zu Verstopfungen führen, oder das Wasser wird ins Meer geleitet und das Papier schwimmt zu lange. Beides sollte so nicht sein und ließe sich beheben. Aber dazu müsste ja jemand etwas machen.
Das Bett hatte 2 einfache Lattenroste. Bei meinem warem am Fußende schon 2 Latten mit Kabelbindern geflickt wurden. Das habe ich gemerkt als beim hinsetzen eine dritte Latte brach.
So war es in der gesamten Stadt. Treppen aus Marmor, bei denen eine Stufe fehlte. Schöne Häuser bei denen der Bauherr das letzte Mal die Fassade streichen ließ.
Ich denke das Griechenland durch das weitestgehend frostfreie Klima einen einfach zu langsamen Verfall hat.
In Schweden wird ein Holzhaus aller 5 Jahre gestrichen damit es nicht vergammelt. Alte Teile werden ausgetauscht. Der nächste Winter wäre sehr unangenehm, wenn im ersten Herbststurm die Bude zusammen fällt. Und wenn man wirklich nichts am Haus zu tun hat, pflegt man seinen Oldtimer in der großen Garage.
In Griechenland ist das nicht so. Wird ein Haus gebaut. Irgendwann geht etwas kaputt. Aber das Reparieren kann man auf später verschieben, oder auf sein Kind oder Enkel. Wenn im Treppenhaus eine dreckige Scheibe kaputt ist, sorgt das für gute Luft und macht es etwas heller. Wo ist das Problem?
Griechen können wirklich schöne Dinge bauen oder einrichten. Aber es gibt keine Kultur Dinge grundlegend zu reparieren. Es wird, wenn überhaupt, geflickt.
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