Hechtviertel
Wie sich eine Stadt um ihre Aufgaben drückt12>
Di, 2014-08-05 18:29 – Matthias Hermsdorf
Als Bürger der Stadt Dresden bezahle ich meine Steuern damit die Stadt in meinem Interesse Infrastrukturen schafft. In meinem Fall geht es um einen Kinderkrippenplatz für meine Tochter hier in Dresden.
Dresden brüstet sich damit die Geburtenhauptstadt Deutschlands zu sein, und das seit Jahren. Da sollte man meinen das der Verwaltung klar ist, das man daraufhin Kinderkrippen, Kindergärten, Grundschulen und weiterführende Schulen benötigt. Es kündigt sich ja an das bei einer Garantie auf einen Kitaplatz mit einem Jahr, Kitaplätze in Anzahl der Geburten des Vorjahres benötigt werden. Und aller Voraussicht nach braucht man Jahre später auch Grundschulplätze.
Nun ist die Stadt knapp bei Kasse, oder setzt die Prioritäten so ungünstig, das diese Ziele nur bei geringer Qualität zu erreichen ist.
Wir haben für unsere Tochter einen Kitaplatz jetzt im August bekommen. Sie ist jetzt anderthalb. Vorher hätte es durchaus Plätze am anderen Ende der Stadt gegeben. Und wenn man diesen Abschlägt sagt die Sachbearbeiterin der Stadt "Na wenn sie den nicht nehmen, kann es ja nicht so dringend sein...".
Jetzt ist es soweit, die großen Kinder verlassen die Kindergrippe Richtung Kindergarten. Damit kann nachgerutscht werden und wir bekamen einen Platz. Allerdings gab es diesen Platz erst nachdem die Kita einen Antrag auf Überbelegung beim Jugendamt gestellt hat. Statt den 15 Kindern sonst sind jetzt 17 in einer Gruppe. Und den Lärm in so einer Gruppe kann man sich ja vorstellen.
Weil aber nun nicht alle großen Kinder sofort einen Platz im Kindergarten bekommen und weiter rutschen können, hängen ein paar von ihnen noch in der Kinderkrippe fest. Die Stadt findet das gar nicht so übel. Immerhin ist das Haus damit ja eindeutig eine gemischte Kita. Damit reicht für die größeren Gruppen der Betreuungsschlüssel (Kinder pro Betreuerin) des Kindergartens. Also wurden die Betreuerinnen in ihren Arbeitsstunden herunter gesetzt.
Weil es mehr Kinder sind, braucht braucht man also weniger Betreuer.
Wir sind gerade in der Eingewöhnungszeit. Erst sind ist ein Elternteil permanent dabei. Dann gibt es erste Trennungsversuche. Später werden die Zeiten immer länger.
Jedes Kind ist anders und so war die Zeit mal Flexibel. Heute heißt es: Die Eingewöhnung dauert 4 Wochen.
Vier Wochen? Und das wo unsere Tochter es gar nicht erwarten kann hin zu kommen und nicht mehr weg will? Für mich klingt das nach einer Sicherungsmaßnahme. Falls das Kind doch unruhig wird ist die Mutter sofort erreichbar. Die beiden Erzieherinnen pro Gruppe haben ja noch 16 andere Kinder zu versorgen.
Weil schon klar ist das es ganz schön viele Kinder pro Erzieher sind, sind die Kitas jetzt zu offenen Konzepten verpflichtet. Die Türen stehen offen und die Kinder dürfen sich ihren Spielplatz aussuchen. Das klingt auf den ersten Blick vielleicht nett. Mir scheint es aber eine weitere Absicherung zu sein. Wenn eine Erzieherin sich doch mal um ein Kind intensiver kümmern muss, sind ihre 7 weiteren Kinder auf die anderen Räume aufgeteilt. Dann ist es der Standard und man muss sich nicht mehr dafür rechtfertigen, dass die anderen Gruppen um so voller sind.
Dann ist da noch das liebe Geld. Im Betreuungsvertrag legt meine eine genaue Stundenzahl fest. Überschreitet man diese Zeit 3x im Monat um mehr als 5min wird der Vertrag automatisch zur nächst höheren Stundenzahl angepasst.
Andererseits ist für die Eingewohnungszeit eine Zeit von 6h fest gelegt, doch diese wird erst in der letzten Woche erreicht. Bis dahin bezahlt man deutlich mehr als man als Leistung bekommt. Hier wird auch mit zweierlei Maß gemessen. Das erinnert mich irgendwie an schlechte Handyverträge.
Ich bin gespannt wie das weiter geht. Der Neustadt-Ticker hat einen Artikel zu übervollen Grundschulen und die Tochter unserer Nachbarn hat jetzt einen Platz im neu gegründeten Gymnasium Dresden Süd West bekommen, dessen Schulgebäude wahrscheinlich ab 2016 gebaut wird. Bis dahin fährt die Fünftklässlerin eben pro Fahrt eine Stunde mit der Straßenbahn.
Wenn alles nur eine Frage der Prioritäten ist, dann wurde Bildung vom Stadtrat bisher sehr gering eingestuft.
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Als Bürger der Stadt Dresden bezahle ich meine Steuern damit die Stadt in meinem Interesse Infrastrukturen schafft. In meinem Fall geht es um einen Kinderkrippenplatz für meine Tochter hier in Dresden.
Dresden brüstet sich damit die Geburtenhauptstadt Deutschlands zu sein, und das seit Jahren. Da sollte man meinen das der Verwaltung klar ist, das man daraufhin Kinderkrippen, Kindergärten, Grundschulen und weiterführende Schulen benötigt. Es kündigt sich ja an das bei einer Garantie auf einen Kitaplatz mit einem Jahr, Kitaplätze in Anzahl der Geburten des Vorjahres benötigt werden. Und aller Voraussicht nach braucht man Jahre später auch Grundschulplätze.
Nun ist die Stadt knapp bei Kasse, oder setzt die Prioritäten so ungünstig, das diese Ziele nur bei geringer Qualität zu erreichen ist.
Wir haben für unsere Tochter einen Kitaplatz jetzt im August bekommen. Sie ist jetzt anderthalb. Vorher hätte es durchaus Plätze am anderen Ende der Stadt gegeben. Und wenn man diesen Abschlägt sagt die Sachbearbeiterin der Stadt "Na wenn sie den nicht nehmen, kann es ja nicht so dringend sein...".
Jetzt ist es soweit, die großen Kinder verlassen die Kindergrippe Richtung Kindergarten. Damit kann nachgerutscht werden und wir bekamen einen Platz. Allerdings gab es diesen Platz erst nachdem die Kita einen Antrag auf Überbelegung beim Jugendamt gestellt hat. Statt den 15 Kindern sonst sind jetzt 17 in einer Gruppe. Und den Lärm in so einer Gruppe kann man sich ja vorstellen.
Weil aber nun nicht alle großen Kinder sofort einen Platz im Kindergarten bekommen und weiter rutschen können, hängen ein paar von ihnen noch in der Kinderkrippe fest. Die Stadt findet das gar nicht so übel. Immerhin ist das Haus damit ja eindeutig eine gemischte Kita. Damit reicht für die größeren Gruppen der Betreuungsschlüssel (Kinder pro Betreuerin) des Kindergartens. Also wurden die Betreuerinnen in ihren Arbeitsstunden herunter gesetzt.
Weil es mehr Kinder sind, braucht braucht man also weniger Betreuer.
Wir sind gerade in der Eingewöhnungszeit. Erst sind ist ein Elternteil permanent dabei. Dann gibt es erste Trennungsversuche. Später werden die Zeiten immer länger.
Jedes Kind ist anders und so war die Zeit mal Flexibel. Heute heißt es: Die Eingewöhnung dauert 4 Wochen.
Vier Wochen? Und das wo unsere Tochter es gar nicht erwarten kann hin zu kommen und nicht mehr weg will? Für mich klingt das nach einer Sicherungsmaßnahme. Falls das Kind doch unruhig wird ist die Mutter sofort erreichbar. Die beiden Erzieherinnen pro Gruppe haben ja noch 16 andere Kinder zu versorgen.
Weil schon klar ist das es ganz schön viele Kinder pro Erzieher sind, sind die Kitas jetzt zu offenen Konzepten verpflichtet. Die Türen stehen offen und die Kinder dürfen sich ihren Spielplatz aussuchen. Das klingt auf den ersten Blick vielleicht nett. Mir scheint es aber eine weitere Absicherung zu sein. Wenn eine Erzieherin sich doch mal um ein Kind intensiver kümmern muss, sind ihre 7 weiteren Kinder auf die anderen Räume aufgeteilt. Dann ist es der Standard und man muss sich nicht mehr dafür rechtfertigen, dass die anderen Gruppen um so voller sind.
Dann ist da noch das liebe Geld. Im Betreuungsvertrag legt meine eine genaue Stundenzahl fest. Überschreitet man diese Zeit 3x im Monat um mehr als 5min wird der Vertrag automatisch zur nächst höheren Stundenzahl angepasst. Andererseits ist für die Eingewohnungszeit eine Zeit von 6h fest gelegt, doch diese wird erst in der letzten Woche erreicht. Bis dahin bezahlt man deutlich mehr als man als Leistung bekommt. Hier wird auch mit zweierlei Maß gemessen. Das erinnert mich irgendwie an schlechte Handyverträge.
Ich bin gespannt wie das weiter geht. Der Neustadt-Ticker hat einen Artikel zu übervollen Grundschulen und die Tochter unserer Nachbarn hat jetzt einen Platz im neu gegründeten Gymnasium Dresden Süd West bekommen, dessen Schulgebäude wahrscheinlich ab 2016 gebaut wird. Bis dahin fährt die Fünftklässlerin eben pro Fahrt eine Stunde mit der Straßenbahn.
Wenn alles nur eine Frage der Prioritäten ist, dann wurde Bildung vom Stadtrat bisher sehr gering eingestuft.
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Omas und ihre sozialen Netzwerke12>
Mi, 2010-05-26 13:06 – Matthias Hermsdorf
Zum Mittagessen gab es Pizza. Als wir vom Supermarkt zurück kamen trafen sich auf der anderen Straßenseite 2 Omas und begannen zu plaudern.
Als wir uns 30min später mit der gebackenen Pizza in die Sonne vor dem Laden setzten, standen sie immer noch da.
Sie chatteten intensiv in ihrem bevorzugten sozialen Netzwerk. Dabei vergaßen sie regelrecht die (wertvolle) Zeit. Man könnte meinen, das sie von der Nachbarschaft abhängig waren.
Und keiner hat etwas dagegen.
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Zum Mittagessen gab es Pizza. Als wir vom Supermarkt zurück kamen trafen sich auf der anderen Straßenseite 2 Omas und begannen zu plaudern.
Als wir uns 30min später mit der gebackenen Pizza in die Sonne vor dem Laden setzten, standen sie immer noch da.
Sie chatteten intensiv in ihrem bevorzugten sozialen Netzwerk. Dabei vergaßen sie regelrecht die (wertvolle) Zeit. Man könnte meinen, das sie von der Nachbarschaft abhängig waren.
Und keiner hat etwas dagegen.
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