Entlang des Flusses gibt es sehr viele Biwakplätze, Pole Namiotowie, die hier meist eine gemähte Wiese, überdachte Sitze mit Tisch, eine Lagerfeuerstelle und ein Plumsklo in hundert Meter Entfernung beinhalten. Der größte Teil des Flusses verläuft durch Privatgrund und einige machen sich den Tourismus zum Nebengeschäft. Am Abend oder am Morgen kommt der Eigentümer vorbei, tauscht den Müllbeutel, hat manchmal eine Axt zum Holzhacken dabei oder wischt die Bänke ab und kassiert dann im Durchschnitt 6 Sloty. Das ist ganz ok, so sind die Schlafplätze immer sauber und ist für entsprechen 1,75€ pro Person auch gut bezahlbar.
Am ersten morgen kam ein Bauer mit Gummistiefeln über die überflutete Weide gestapft, plapperte auf polnisch los, konnte keine andere Sprache und sagte seine Worte immer wieder.
Wir kannten das Prozedere noch nicht. "Da könnte ja jeder kommen", sagten wir uns und packten erstmal zusammen.
Mit der Zeit wurde uns klar, dass er 20 Sloty haben will, ein horrender Preis dafür, dass dieser Platz wenig mehr als eine sumpfige Wiese mit Badestelle zu bieten hatte. Es war einfach. Ich zeigte ihm mein Portemonnaie, dass nur 11 Sloty enthielt, und zeigte ihm noch meine EC Karte mit der Bedeutung, dass wir Geld hätten, aber nicht hier. Er lehnte erst ab, also bauten wir das Zelt ab. Er ahnte wohl, dass er nicht mehr als die 11 bekommen würde, und willigte dann doch ein. Ich gab ihm den Schein. Und er sagte herrisch "Drobny" -"Kleingeld". Da hat er mich ganz nackig gemacht. Anschließend ging er.
Es ist schon interessant, wie überstürzt die Pausen zum aufschreiben unterbrochen werden und dass sich die nächste Gelegenheit erst am nächsten Tag bietet. Es soll ja wirklich Leute geben, die Bücher mit auf Reisen nehmen...
Das Wetter ist gut, etwas bewölkt und angenehm warm. Die See ist ruhig.
Das Kanu ist so wie erwartet, ein normales Kunststoffding. Die Paddel dagegen sind von einem antiquierten Typ. Sie sind aus Holz und ziemlich schwer.
Mit dem Kanu sind wir hier auch die Ungewöhnlichen. Fast alle anderen haben Doppelkajaks. Im Verleih standen neben den aneren 20 Kajaks auch nur dieses eine Kanu. Die einzig anderen Kanufahrer, die wir gesehen haben, war ein Vierergrüppchen aus Berlin.
Mit denen haben wir auch gemein, dass wir, anders als fast alle Polen, Oberteile an haben. Die Polen scheinen Ganzkörpersonnenbrände zu mögen.
Nach 3min waren wir wieder aus dem Häuschen raus und nach 10min saßen wir im Bus nach Stary Follwark.
Im Bus half uns noch eine junge Frau mit der Verhandlung zur Zielhaltestelle.
Später trafen wir sie wieder, sie saß jetzt hinter der Rezeption des Zeltplatzes.
Nach baden und rumgammeln haben wir ein Lagerfeuer gemacht, Toast gegrillt und Irish Mist getrunken. Der Tag war gut.
Mit der Straßenbahn sind wir gestern zum Bahnhof gefahren. Ein IC brachte uns nach Suwalki, wo wir 12:30 eintrafen. Es gab vor dem gut besuchten Wald-und-Wiesenbahnhof eine große Stadtkarte. Bis zum Busbahnhof waren es noch ein paar Hundert Meter. Dort sollte auch eine Touriinfo sein. Auf dem Weg dorthin pflückten wir Äpfel. Dieses Jahr ist ein Apfeljahr.
Die Touriinfo sah dann mehr aus wie ein Reisebüro. Ich kaufte eine Wasserwanderkarte von der Czarna Hanca. Die gab es sowohl mit einem 7 Sloty als auch mit einem 9 Sloty Preisschild. Ich nahm die billigere. Während die eine Bedienstete am telefonieren war, und dennoch mit uns sprechen wollte, zeigte sich dass sie außer dem Polnischen keiner anderen Sprache mächtig war. Wir konnten uns verständigen, dass wir nach Stary Follwark wollen. Sie rief etwas nach hinten und dort begannen zwei andere zu gestikulieren, dass gleich der Bus auf Haltestelle 5 kommen würde.
Sooo früh. Wir haben schon Frühstück gegessen und checken jetzt aus. Es gibt 3 Züge nach Suwalki; Früh, Mittag und am Abend. Wir nehmen den ersten, und der fährt 7:35 los.
Eine alternative Szene scheint es hier nicht zu geben. Solche kleinen und interessanten Läden haben wir nicht gefunden und auch das Mädchen an der Hostelrezeption schaute uns verständnislos an, als wir danach fragten. Es gab da einen Wochenmarkt mit lokalen Produkten, auf dem es bedruckte Beutel gab, die ich das letzte Mal auf der BRN in Dresden gesehen habe. Aber ansonsten gibt es hier fast nur die Chiceria.
Abendessen gibt es heute im Hostel. Reis mit einer Currypfanne made by Franzi kommt auf den Tisch.
Wir sind irgendwo kurz vor Lodsch. Franzi hat den Sprachführer in der Hand. Es scheint in sofern einfach zu sein, dass alle scheinbar unaussprechlichen Buchstabenkombinationen zum "sch" werden.
Vor genau einem Monat sind wir nach Polen gefahren. Notizen habe ich unterwegs geschrieben. Eine Internetverbindung zum postenhatte ich nicht. Jetzt sind die Sachen soweit aufbereitet und werden in der Reihenfolge des schreibens mit je genau einem Monat Verspätung veröffentlicht.
Heute, am Dienstag, dem 2.8.2011 starten wir, Franzi und ich nach Polen. Dort werden wir Warschau besichtigen und zwei Nächte bleiben. Anschließend geht es mit dem Zug weiter über Bialystok nach Suwalki. Am Wigrysee werden wir in Stary Folwark ein Kanu mieten und dann über den Czarna Hanca und dem Augustowkanal nach Augustow fahren. Das wird vorraussichtlich 10 Tage dauern. Was wir in der folgenden Woche machen werden, ist noch offen. Zurück müssen wir erst am 21.8. sein. Vielleicht trampen wir auf Rückzu, oder gucken noch mal in die Masuren.
Jetzt aber geht es erst einmal mit dem IC nach Berlin und dann mit dem Berlin-Warschau-Express nach Warschau.
